67.Interplast-Einsatz der Sektion Vreden 16.-30.März 2024

Teilnehmer: Dr.Hans-Jürgen Rapp, Heidelberg, Anästhesist; Elke Te Vrugt, Stadtlohn, Fachschwester Anästhesie; Petra Wansing, Borken, Fachschwester OP; Dr.Pavol Stolfa, Dresden,Plastischer Chirurg; Dr.Arnulf Lehmköster, Vreden, Plastischer Chirurg und Teamleiter

Ein defektes Bugrad der Airbus-Maschine bei der Zwischenlandung in Kigali kostete uns den ersten Tag, die Willkür bzw. fehlende Vorbereitung der Einfuhrbehörde in Entebbe den zweiten Tag. Obwohl alle Einfuhrlisten 10 Woche vor unserer Abreise der dortigen Behörde vorlagen, dauerte es 20 Stunden, bis sie die Freigabe erteilten. 20 Stunden, die wir nur schwer durch Arbeit am halben Samstag und zwei Schichten bis spät in die Abende wettmachen konnten. So begann unser 9. Einsatz ans Kamuli-Mission-Hospital, Uganda nicht ohne Hindernisse. Ankunft und Aufenthalt am Krankenhaus selbst standen dann wieder in krassem Gegensatz dazu: das Gästehaus war vorbereitet, die Zimmer schnell bezogen. Wieder beköstigte uns Köchin Goretti vorzüglich. Während Pavol und ich die zahlreich teilweise von fern angereisten Patienten untersuchten, bereiteten Elke und Hans-Jürgen die Anästhesie-Geräte vor, Petra und Agnes die Instrumente. Jeder von uns hatte kompetente Partner des örtlichen Personals an seiner Seite: unser Anästhesie-Team hatte Moses, Petra die stets unermüdliche Sr.Agnes, mit Pavol und mir arbeiteten Dr. Deborah und Sr.Justine. Dr. Bonnie, den ich nun seit 6 Jahren kenne, der längst auswärts eine andere Stelle bekleidet, war wieder beide Wochen präsent. Im OP taten sich Sr. Aggie und Charlotte besonders hervor. Kurzum: unser Ziel stets und nur in aktiver Begleitung des örtlichen Personals zu arbeiten, ging auch diesmal voll auf. An acht, zum Teil bis in späte Abendstunden gehenden OP-Tagen wurden wieder über 40 Patienten operiert. Tumoren der Körperoberfläche, Verbrennungskontrakturen, chronische offene Wunden waren Hauptindikationen. Der jüngste Patient mit einer Verbrennungskontraktur an der Hand war gerade ein Jahr alt, der älteste mit offenem Bein 98 Jahre alt. Dr. Deborah, die schon länger am KMH ist, arbeitete das erste Mal mit uns und zeichnete sich durch stete Präsenz und enorme Wissbegier und Lernfähigkeit aus. Täglich erhalte ich z.Zt. ihre Patientenberichte einschließlich Bildern, sodass wir auch über den Verlauf bestens im Bilde sind. Die Freundschaft bzw. finanzielle Unterstützung mit der Bulogos women´s Group besteht weiterhin und intensiv fort. Mit Jude und Esther pflanzten wir wieder Bäume auf einem Schulgelände, diesmal ganz in der Nähe unseres Krankenhauses. Die nächste Pflanzaktion wird dann auf dem Gelände des Hospitals selbst stattfinden. Angeregt haben wir, dass sich die Schulen dadurch revanchieren könnten, dass sie Müllsammelaktionen beginnen: die insbesondere Plastik-Vermüllung der Böden in Uganda ist riesig (ganz im Gegensatz zu Ruanda; in diesem Land sammeln an einem Tag pro Monat alle Bürger Müll vom Boden und Landschaft). Auf der letzten Hauptversammlung unseres Vereins konnte ich erreichen, dass –  einstimmig – die CO2-Kompensation unserer Flüge als Vereinszweck in unsere Satzung aufgenommen wurde. Diese Gelder werden seitens unserer Sektion in Zukunft den Klimaschutzmaßnahmen der Bulogos women´s Group in Uganda und Father Theo in Ruanda zugutekommen. Die ungewöhnlich heißen Temperaturen – im Schnitt tagsüber 36-38 Grad -, die diesmal wie vor zwei Jahren in Kamuli herrschten, sind eindeutig Folge des Klimawandels. Der Sonntag war unser freier Tag. Am Morgen erklommen wir wieder den Kagulu-Rock, von dem aus man eine weite Sicht auf die Nilarme hat. Am Nachmittag stand eine Fahrt auf dem Victoria-See auf dem Programm. Zu diesem Ausflug laden wir unsere ugandischen Mitarbeiter ein, die den Ausflug, zum Teil mit ihren Kindern, sehr genießen. Viele waren zuvor nie auf dem Victoria-See. Wo doch Uganda als Nilquelle den Ausfluss des Nils aus dem Victoria-See definiert! Die von der Mündung am weitesten entfernten Nilquellen liegen allerdings in Burundi und Ruanda. Krönender Abschluss des Ausflugs war auch diesmal das Tilapia-Mahl. Moses, unser Fahrer, war stets zuverlässig und präsent, ob  Fahrt vom Flughafen nach Kamuli, gänztägige Begleitung am Sonntag, Fahrt zum Bischof am Donnerstag und wieder ganztägig am Samstag zum Rückflug. Immerhin zeigte sich Bischof Charles Martin, Diözese Jinja, diesmal aufgeschlossen für die Probleme des unter seiner Trägerschaft stehenden Kamuli Mission Hospitals. An der PV-Anlage geben die alten Säurebatterien nach 5 Jahren nach und nach den Geist auf; wir werden sie durch Lithium-Jonen-Batterien ersetzen. Die von der Sektion Vreden finanzierte digitale Röntgenanlage wartet noch immer auf Einfuhrgenehmigung. Die Diözese will sich jetzt darum kümmern. Ja so bleibt man immer „dran“, wenn man sich einmal auf ein Projekt eingelassen hat. Was einen hält? Es ist die unvorstellbare Dankbarkeit des örtlichen Personals und der Patienten, die ohne uns keine Hilfe hätten. Sehnsüchtig erwartet wird das nächste Team unserer Sektion um Hubert Sax zur Strumachirurgie.

Vreden, den 02.04.2024 Arnulf Lehmköster