Pilotprojekt Gynäkologie Pirimiti /  Malawi

29.4.-13.5.2023

« Bitte kommen Sie wieder, die Frauen brauchen Sie», so lauteten die letzten Verabschiedungsworte der Missionsleiterin Sister Mary aus dem kleinen Örtchen Pirimiti,   etwa 60 km von Blantyre entfernt,  im Süden von Malawi .

Dr. Michael Schidelko hatte dieses Spital unmittelbar vor der Covidphase 2019 kennengelernt und wurde gebeten, ein Gynäkologen-Team zu finden, es gäbe eine Liste mit über 100 Patientinnen, die auf eine OP warten.

Nun gingen dieses Jahr auch in Malawi wieder die Covidgrenzen auf und im Februar 2023 begannen wir ein Team zusammenzustellen. Unser Interplast- Jahrestreffen ist ja so wunderbar geeignet, in kürzester Zeit ein Team zusammenzustellen, rasche Absprachen, zeitliche Terminierung und vor Allem:

eine super großzügige rasche Kostenübernahme der Sektion Stuttgart-Münster durch Dr. Michael Bergermann!

Bedauerlicherweise ist die Beschaffung der Arbeitserlaubnis der mühsamste Anteil des gesamten Einsatzes. Bei einem Pilotprojekt hätte ich zu gerne noch darauf verzichtet, aber die Missionsleitung bestand extrem darauf mit dem Argument es sei illegal und jeder Arzt benötigt für 600 US $ und jede Pfleger-in für 300 $ eine Arbeitserlaubnis. Und diese sei dann auch nur für diese 2 Wochen gültig.

Um Ostern zog noch ein Zyklon über Südmalawi und die Gegend wurde von massiven Überschwemmungen heimgesucht. Das Interplast- Chirurgen Team mit Dr. Jan Mochert, Martin Stasius und Anico Fuchs erwischte es dort mit richtig nassen Füssen, für die Bevölkerung, deren Hütten von den Fluten weggespült worden waren, wurden vom Japanischen Hilfswerk eine Zeltstadt gespendet.

Bis wir Ende April eintrafen, waren die Straßen wieder gut befahrbar, aber man sah noch überall die Verwüstungen.

Erfreulicherweise wurde man von den Immigration Officers am Flughafen sehr freundlich und hilfsbereit empfangen, obwohl jedes Gepäckstück intensiv gescannt wurde, kamen wir völlig problemlos durch.

Da der 1. Mai auch in Malawi ein Feiertag ist, konnten wir entspannt unsere 8 x 23 kg Gepäck mit Instrumenten und Medikamente sortieren und verräumen. In unserem  Ambulatorium sahen wir anfangs sehr zögerlich , dann aber zunehmend mehr Patienten. 30 % kommen wegen unerfülltem Kinderwunsch, 30 % sind OP Indikationen, 30 % sind konservativ zu behandeln, und 10 % sind Schwangere, die sonst von den dortigen Hebammen in der Schwangerenvorsorge betreut werden.

Zwischenzeitlich kam aus dem Spital des nächstgrösseren Ortes Zomba eine Anfrage, ob wir unser Anästhesie Team mit OP Pfleger dorthin ausleihen könnten, es sei ein so hoher Patientenauflauf und so könnten sie noch einen weiteren Op-Saal betreiben. Erstaunlicherweise fragte dort NIEMAND nach einer Arbeitserlaubnis. Für das Anästhesie – Team mit Dr. Rolf Overs Frerker, Frau Dr. Susann Karg  und der Anästhesie Pflege Charlotte Curth mit  unserem OP Pfleger Sinischa Wagner war es nun auch eine Gelegenheit neue Erfahrungen zu sammeln: Bissverletzung eines Bauern, der bei der Feldarbeit nach der Überschwemmung von einem Krokodil überrascht wurde, ( erlebt man nun auch nicht alle Tage).

Die folgenden Tage waren in Pirimiti geprägt von einer vollen Ambulanz, da es sich inzwischen rumgesprochen hatte. Das mobile Ultraschallgerät von Dr. Jürgen Kaszuba, was er sich extra für solche Einsätze gekauft hatte, war das wichtigste Untersuchungsinstrument, da es in diesem Spital kein Röntgengerät oder ein gut funktionierendes Ultraschallgerät gibt.

Wir teilten uns den OP mit der geburtshilflichen Abteilung  des Spitals. Ein zweiter OP Saal ist für kleine operativen Eingriffe in Lokalanästhesie vorhanden, aber für grössere Eingriffe noch nicht ausreichend ausgerüstet.

Insgesamt erlebten wir aber ein ganz fröhliches Volk in Malawi, von Seiten der Patientinnen erfuhren wir viel Wertschätzung, aber es bedarf für spätere Einsätze noch Einiges an Schulung und Klärung hinsichtlich der postoperativen Pflege.  Es bleibt die Frage offen, ob man dafür seine Dienste nicht doch einem staatlichen Haus anbietet, wenn dort die Arbeitserlaubnis -Situation nicht so kompliziert aufgegleist wird.

Insgesamt sahen wir in der Out Patient Clinic 131 Patientinnen, von denen wir 15 Patientinnen operieren konnten, 10 weiter OP`s konnten wir in diesem zeitlich und logistischen Rahmen nicht versorgen und mussten sie auf die Warteliste für das Zomba Hospital setzen lassen.

Ich bedanke mich hiermit nochmals ganz herzlich bei meinem Team mit Dr. Jürgen Kaszuba, Gynäkologe aus München, Sinischa Wagner, der ganz kurzfristig wg. Krankheitsausfall eingesprungen war und dessen grosse Auslandserfahrung uns eine grosse Stütze war. Dem Anästhesie Team mit Dr. Rolf Overs-Frerker , der seine Kollegin Dr. Susan Karg einführte, und von der Anästhesiepflegenden  Charlotte Curth unterstützt wurde.

 

 

 

Anita Gharibian