Interplast Einsatzbericht Puma Tansania 12.4.-12.5.2024

«Ni kama kuja nyumbani» – Es ist wie nach Hause kommen.

Genauso herzlich wird man immer wieder von den Sisters of  the Holy cross empfangen, und dies zum 100. Jahrestag der Gründerin Mutter Maria bzw. Maria Stieren aus Bayern.

Dr. Michael Schidelko vermittelte diesen Einsatz auf wiederholtes Bitten der Mission und arrangierte uns als Gynäkologen Team. Für Dr. Rudolf Merkelbag der erste Einsatz in Puma, so dass er die Eindrücke viel intensiver beschreiben kann.

Ich bedanke mich bei ihm für sein spontanes Mitkommen.

Anita Gharibian

 

Einsatzbericht
Interplast Puma Queen of Universe Hospital
16.04. – 17.05.24
Zunächst zu meiner Person: Mein Name ist Rudolf Merkelbag, ich bin 65 Jahre alt und war fast 25 Jahre OA der gynäkologisch geburtshilflichen Abteilung im Krankenhaus Neuwerk in Mönchengladbach. In den letzten Jahren habe ich mit Einsätzen in der Entwicklungshilfe begonnen. Ich war einmal in China, 4 mal in Nepal.
Jetzt erreichte mich eine kurzfristige Anfrage des Sektionsleiters Siebengebirge von Interplast-Germany e.V., Herrn Dr. Schidelko, ob ich nicht mit einer Kollegin in Puma ein gynäkologisches Team bilden könnte. Innerhalb einer Woche konnte ich meine Termine so legen, dass ich sogar 6 Wochen anbieten konnte.
Der Flug wurde unterstütztend von Interplast gebucht. In der Kürze der Zeit konnte ich nicht viel Material zusammen stellen und habe mich am 13.04. auf den Weg gemacht. Ich bin das erste Mal in Afrika und völlig unerfahren , erst recht in Tansania. Alles war perfekt organisiert, und so kam ich am 15.04. ohne auch nur den Anflug eines Problems in Puma an. Hier wurde ich zunächst von meiner Kollegin, Frau Dr. Gharibian , sowie den Missionsschwestern vom Heiligen Kreuz auf das Freundlichste begrüßt. Nachdem ich mein Zimmer bezogen hatte, blieb bis zum Abendessen noch Zeit für einen kurzen Rundgang über den „Campus“. Vorab war ich schon beruhigt worden, dass es hier nie Probleme mit der Nahrungsmittelhygiene gab, weil alle Schwestern des Ordens jeweils mehrere Jahre in Deutschland im Kloster gelebt hatten, also auch noch fließend Deutsch sprechen.
Am nächsten Tag wurde mir das Krankenhaus gezeigt. Auch wurde ich mit den wichtigen Mitarbeitern bekannt gemacht. Alle Menschen sind hier extrem freundlich. In Deutschland würde man das Verhalten schon als aufdringlich beurteilen. Hier spürt man aber, das die Freundlichkeit respektvoll ist und von Herzen kommt. Wir nutzten die Zeit auch, um das gynäkologische Instrumentarium zu sichten. Schließlich begannen wir mit der Betreuung unserer ambulanten Patientinnen. Anders als in Nepal war ich hier nicht gezwungen, Medikamente zu verordnen, von deren Indikation ich nicht überzeugt bin. Alles hat unter dem Aspekt eingeschränkter diagnostischer Möglichkeiten, und der Tatsache, dass man seine Patientinnen nicht nachkontrollieren kann, seine Berechtigung. Zudem lernte ich die hiesigen Möglichkeiten der medikamentösen Sterilitätstherapie anwenden.
Ich war eher allgemeinmedizinisch gefragt. Nicht nur, dass wir im Team mit hiesigen Chirurgen und Anästhesisten zusammen übelste Verbrennungen sowie Frakturen behandelten, es kamen auch immer mal Männer und Kinder in meine Ambulanz.
Wie ich in Nepal schon erfahren musste, lassen sich gynäkologische Fälle nicht einfach so in der Gemeinde oder im weiteren Umkreis „sammeln“, die Menschen haben im Vergleich zu Deutschland eine viel größere Leidensfähigkeit. Es gibt zudem kein frei zugängliches Gesundheitswesen. Die Menschen kommen erst ins Krankenhaus (es gibt ja keine niedergelassenen Ärzte), wenn es anders nicht mehr geht. In der Ambulanz sah ich 3 Patienten pro Tag, überwiegend Sterilitätspatientinnen, „Vorsorge in der Schwangerschaft“ (einmalige Vorstellung zum US, BG, Hb-Kontrolle), Kolpitis, Unterbauchschmerzen, hier Frauen, Männer und Kinder).
Besonders belastend waren Schicksale wie großflächige Verbrennungen bei Kindern, teils von Verwandten in naiver „guter Absicht“ herbei geführt, Tumorerkrankungen oder krasse Fehlbehandlungen, die von außerhalb nach hier kamen.
Letztlich überwiegt der gute Eindruck dessen, was ich mit Hilfe von Interplast für die Menschen hier tun konnte. Es lässt sich wie überall noch etwas verbessern (Stillstand ist Rückschritt). Ich würde lieber im interdisziplinären Team wieder her kommen. Das könnte auch die Fallzahlen in der Gynäkologie erhöhen. Hygiene ist und bleibt ein Thema (ganz wie in Deutschland), wenn gleich man hier erkennt, was der Mensch alles überlebt, und auf welchem Niveau wir in Deutschland kritisieren.

gez.,
Rudolf Merkelbag

 

Foto 1 : Mutter Maria zum 100. Jahrestag

Foto2 : auf dem Weg zur Kirche über missionseigene Sonnenblumenfelder

Foto3: Verbrennung eines 3 jährigen Buben, dessen Eltern böse Geister mit heissem Wasser vertreiben wollten.