Der diesjährige Einsatz in Kenema, Sierra Leone erfolgte wieder durch die Sektion Eschweiler. Unser diesmal aus „Frischlingen“ und „Alten Hasen“ bestehendes ehrenamtliches Team aus dem Raum Aachen/Köln/Düsseldorf (aber auch München) war vom 03.11.-20.11.2019 im Government Hospital Kenema im Osten des westafrikanischen Landes aktiv. Geplant war die komplette Bestückung zweier Operationssäle, ein traumatologisch-unfallchirurgischer, sowie ein plastisch-chirurgischer Saal.
Bei Ankunft im Krankenhaus erwarteten uns bereits unzählige Patienten, teilweise von weit her angereist, um von uns angesehen zu werden. Vielen von Ihnen (ca. 60) konnten wir in unseren OP-Plan aufnehmen und im Einsatzverlauf operieren, 10 weitere Patienten wurden mit konservativen Maßnahmen, wie zum Beispiel der Anlage einer Gipsschiene, behandelt.
Viele unserer plastisch-chirurgischen Patienten wurden wegen der Schwere ihrer Verletzungen im Einsatzverlauf mehrfach operiert. Im traumatologischen Bereich versorgten wir sowohl alte, nicht richtig verheilte Arm- und Beinbrüche, als auch frische Unfallverletzungen.
Bei vielen Vorgängen in der täglichen Arbeit im Krankenhaus erhielten wir Unterstützung durch die mitarbeitenden heimischen Pflegekräfte – so zum Beispiel bei der Einrichtung der OP-Räume und bei den Übersetzungen der zahlreichen Dialekte vor Ort ins Englische. Die zu unserer Unterstützung anwesenden Pflegekräfte im OP und auf Station waren unermüdlich im Einsatz bei der Patientenversorgung und Sterilisation der OP-Instrumente. Unser CHO (Community Health Officer) Emmanuel Tommy Lordbrahams kümmerte sich um die Anordnung und Organisation von Laboruntersuchungen und Röntgenbildern.
Trotz erschwerter Bedingungen wie Waschküchenklima (35°C Außentemperatur mit über 90% Luftfeuchtigkeit), Stromausfällen und zeitweise fehlender Wasserversorgung, konnten wir unsere Operationen planmäßig durchführen.
Ein Narkosegerät konnten wir leider nicht verwenden, sodass Vollnarkosen nur in einem OP- Saal möglich waren- auch waren einige Überwachungsgeräte defekt, sodass Improvisation gefragt war. Eine Wartung vorhandener elektrischer und auch manueller Maschinen erfolgt vor Ort leider nicht, somit sind funktionierende elektrische Geräte meistens leider „Glücksache“.
Aus Deutschland mitgenommene chirurgische Instrumente, sowie kleinste Überwachungseinheiten für Vitalparameter (z.B. Finger-Pulsoximeter) ermöglichten dennoch eine gute Durchführung sowie ein sicheres Monitoring der Operationen.
Das Team war in dieser Zusammensetzung das erste Mal gemeinsam unterwegs – es musste sich zusammenfinden. Dies funktionierte mit guter Motivation, Kommunikation und Freude an der gemeinsamen Arbeit sehr zügig.
Auch gelang es dank der interkulturellen Empathie und Einsatzerfahrung ein gutes Arbeitsklima mit dem einheimischen Personal zu schaffen.
Auf einem „Betriebsausflug“ besuchten wir die Heimatdörfer von Angestellten, machten einen ausgedehnten Spaziergang und hatten ein gemeinsames Picknick – es entstand ein schönes „WIR-Gefühl“.
Zugegebenermaßen ändert sich ein Plan in Afrika ständig: Mal fehlt ein Patient, mal ein Instrument, mal muss erst Ungeziefer aus dem OP-Trakt entfernt werden, mal kämpft ein Teammitglied mit gesundheitlichen Problemen.
Doch konnten wir fast immer eine gute Lösung finden und die Resonanz bei Mitarbeitern und Patienten war überwältigend!
Im gesamten Einsatz wurden 64 Operationen und 94 Anästhesieleistungen durchgeführt.
Wie jedes Jahr gab es auch diesmal wieder Fälle, die uns alle nicht loslassen, und um die wir uns auch nach unserer Rückkehr sorgen.
Für einen nächsten Einsatz wünschen wir uns bessere materielle Unterstützung durch das Krankenhaus, annehmbare hygienische Bedingungen für das OP-Personal (sanitäre Anlage), mehr funktionierende Geräte – nur so können wir weiter den uns anvertrauten Patienten eine Hilfe sein.
Von Rolf Overs-Frerlker und Theresa Kaminski, Sektion Eschweiler
Teammitglieder:
Dr. Theresa Kaminski (Anästhesie) Rolf Overs-Frerker (Anästhesie), Hannah von der Ahe (Anästhesie), Daniel Wagner (Anästhesie), Ruth Breuer (Anästhesie-Pflege), Dr. Wulf Schmücking (Plastische Chirurgie), Dr. Thomas Vasters (Unfallchirurgie), Dr. Mareike Carstens (Plastische Chirurgie), Miriam Hertwig (Unfallchirurgie), Maureen Maßen (OP-Pflege), Katrin Rama (OP-Pflege), Heike Paul (OP-Pflege)