Der diesjährige Einsatz stand nicht nur in der Freude, dass nach Corona ein Wiedertreffen der Teammitglieder und Treffen mit bekannten Gesichtern vor Ort möglich war, sondern auch ein Generationswechsel in der Teamleitung: Das Klumpfußprojekt am St. Benedict Hospital in Ndanda wurde meinerseits, Fritjof Schmidt-Hoensdorf an Ute Terheggen übergeben die neben Ndanda auch schon weitere Einsätze in Tansania und Sierra Leone begleitet hat und sich zu meiner Freude bereit erklärt hat, Verantwortung und Leitung zu übernehmen, gemeinsam mit Manfred Lamminger, der auch bereits einen Einsatz in Sierra Leone begleitet hat. Von chirurgischer Seite war zum ersten Mal Artur Bergmann dabei, Fußchirurg aus Traunstein, der sich ebenfalls engagiert dem Thema Klumpfuß widmet.

Von insgesamt 70 gesichteten Patienten konnten 44 Patienten im Alter von 2-53 Jahren mit umgekippten Klumpfüßen operiert werden. Auffällig war der hohe Anteil von Patienten mit neurologischen Grunderkrankungen, zumeist wohl im Sinne einer ICP. Durch die längere Einsatzdauer von 3 statt bisher 2 Wochen konnten auch durch uns die postoperativen Wundkontrollen erfolgen. Es wurden erfreulicherweise keine Komplikationen gesehen. Das Klumpfuß-Projekt wird als Studie weiterverfolgt, um eine Ergebniskontrolle zu haben.

Zusätzlich wurden durch uns zwei einheimische Orthopäden, Ngaiza Wistone und Ferdinand Njakile ausgebildet, die damit die operative Korrektur von umgekippten Klumpfüßen (Neglected Clubfoot) nun auch selbständig in ihren jeweiligen Krankenhäusern in Dodoma und Mgorogoro fortsetzen können.

Die einheimische OP-Pflege, die zum Teil erst kurz eingearbeitet war, hat uns tatkräftig unterstützt und unter der Anleitung von Ana Maria Lazaro Martin und Andrea Orth zum Gelingen von zwei parallellaufenden OP-Sälen beigetragen. Von beiden OP Fachkräften wurde auch die Einrichtung des neuen OP-Saals, Training für einheimische Kollegen in Instrumentenkunde, Ablauf der Operation von Neglected Clubfoot durchgeführt.

Im Team der Anästhesie waren fast alle zum ersten Mal in Ndanda. Nur der einheimische Kollege Andrea Mchela war als erfahrener Kollege bereits mehrfach für Interplast-Camps tätig. Unterstützt wurde er ärztlicherseits von Agnieszka Ameis und Rafael Bockemühl sowie Corinna Franz, Anästhesie-Schwester. In der dritten Woche wurde das Team abgelöst durch Herbert Bauer sowie Patricia Neugebauer.

Die Operationen wurden fast ausschließlich in Sedierung und Regionalanästhesie vorgenommen. Nur wenige Vollnarkosen waren notwendig. Alle Eingriffe konnten komplikationslos durchgeführt werden. Die Patienten erhielten einen Ischiadikus-Katheter und konnten dadurch postoperativ in der Schmerztherapie begleitet werden. Die Katheter-Anlage erfolgte via Nervenstimulator und verlief ohne Komplikationen. Am 2. postoperativen Tag wurden die Katheter entfernt. Für den ersten Verbandswechsel genügte eine leichte Sedierung der Patienten. Das Team war schnell eingespielt und konnte in zwei OP-Sälen parallel arbeiten. Alle geplanten Patienten waren vorab mittels Schnelltest negativ auf SARS-CoV-2 getestet.

Bereits zum 3. Mal in Ndanda dabei, war Kevin Sevior, Dermatologe aus Pretoria, der eine rege Sprechstunde mit insgesamt 124 Patienten abhielt und die einheimischen Kollegen vor Ort ausbilden konnte.

Fritjof Schmidt-Hoensdorf hatte geplant, in Ndanda ein Sichelzellprojekt zu implementieren, analog zum bereits umgesetzten Projekt in Sierra Leone, in Kooperation mit Prof. Julie Makani von der Muhimbili-Universität in Dar Es Salaam. Aktuell konnte es aus organisatorischen Gründen von tansanischer Seite nicht umgesetzt werden, so dass es auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden musste. Eine Fortbildung zu diesem Thema wurde im Krankenhaus in Ndanda abgehalten. Insbesondere von Seiten der Kinderärzte besteht großes Interesse an einem Vorsorgeprojekt.

Für die finanzielle Unterstützung dieses Einsatzes geht der besondere Dank an André Borsche und die Sektion Bad Kreuznach, der Amadeus GmbH/ Erding, Big Shoe e.V.  den Rotary Clubs von Traunstein und Rupertwinkel, sowie der Firma B. Braun und dem Klinikum Landau-Südliche Weinstraße für ihre großzügigen Sachspenden.

Mein Dank geht vor allem an die Teilnehmer dieses Einsatzes, die diesen harmonischen und so positiven Einsatz erst möglich gemacht haben!

Fritjof Schmidt-Hoensdorf
April, 2022

Interplast Teilnehmer/ alph.:
Ameis, Dr. Agnieszka
Bauer, Dr. Herbert
Bergmann, Dr. Artur
Bockemühl Rafael
Franz, Corinna
Lamminger, Dr. Manfred
Lázaro Martin, Ana Maria
Neugebauer, Dr. Patricia
Orth, Andrea
Sevior, Dr. Kevin
Schmidt-Hoensdorf, Dr. Fritjof
Terheggen, Dr. Ute

Tansanisches Team/ alph.:
Mchela Andrea
Misinto Mashaka
Mwanganikani Erasto
Ngaiza Wistone
Njakile Ferdinand