Das Amani-Guest-House in Kigali empfing uns herzlich und gut vorbereitet wie immer. Wir schätzen es sehr, in einem afrikanischen Gästehaus unterzukommen anstatt in einem internationalen Hotel. Vom günstigen Preis ganz zu schweigen – und bekommen dort das beste Frühstück in ganz Afrika!

In Kibuye empfing uns dann Father Elie, der neue und frühere Caritas-Direktor der Diozöse Nyundo. Fa. Elie ist ein zugewandter, freundlicher Mensch, der schon einmal Caritas-Direktor war und Anteil am Zustandekommen unseres Murunda-Projektes in der Anfangsphase hat. Seine Rückkehr auf diesen Posten macht Mut! Wir verabredeten das Treffen bei Bischof Anaclet – und wurden mit gutem Mittagessen willkommengeheißen.

Für die Techniker und Hans-Jürgen  ging´s weiter nach Murunda, noch am Sonntag starteten sie mit Wartungen, Reparaturen.  Petra und ich fuhren zurück nach Kigali. Abends trafen wir Bertrand, der die Photovoltaik-Anlage im Hospital installiert und noch auf die Batterien wartet. Auch in Ruanda gibt es Engpässe bzw. Verzögerungen bei Lieferungen aus China, Preissteigerungen sind nicht nur in Deutschland ein Problem.

Der Monatgmorgen war angefüllt mit einem Besuch im Centre International Orthopedic (CIO), geleitet von Aimable Mbabazi. Nach einer Führung durch Ihre Werkstatt, die uns sehr beeindruckte, stand eine Vorlesung über Kompressionskleidung zur Prophylaxe der Narbenhypertrophie nach Verbrennungen an. Diese Behandlung ist bislang in Ruanda zur Gänze unbekannt. Wir sind zuversichtlich, dass es Aimable mit seinem Team gelingen wird, dieses Therapiekonzept in Ruanda zu etablieren.

Pünktlich zum verabredeten Termin sprachen wir im Gesundheitsministerium vor. Über 3 Stunden Wartezeit und dann zunächst auf einen unvorbereiteten Assistenten unseres eigentlichen Gesprächspartners zu treffen sind schwer zu akzeptieren. Auch im Gespräch mit dem Staatssekretär zeigte sich, dass seitens des Staates Ruanda bislang keine Aktivitäten zur Verbesserung der Situation der vielen Patienten mit vernachlässigten Wunden unternommen wurden. Eine Zoom-Konferenz wurde vereinbart, an der auch zwei ruandische angebliche Plastische Chirurgen, die ich bislang nicht kenne, teilnehmen sollen. Immerhin konnte ich die klare Aussage hören, dass wir mit unserem Tun in Ruanda wahrgenommen werden, jederzeit willkommen sind und auch die Spaltchirurgie im Murunda-Hospital sehr gerne gesehen wird.

Auf der Fahrt nach Murunda machten wir kurz Halt in Rubengera. Dort trafen wir Dr. Joachim Drechsel vom Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverband, der in Ruanda seit vielen Jahren Berufsschulen betreibt und Krankenhäuser, auch mit deutschen Ärzteteams, unterstützt. Er besuchte uns tags darauf zusammen mit dem Bischof der protestantischen Kirche Ruandas im Hospital. Wir vereinbarten, uns gegenseitig über unsere Aktivitäten im Lande engmaschig zu informieren, mittelfristig Zusammenarbeit aufzubauen.

Am Montagabend trafen Petra und ich in Murunda ein, zusammen mit Francine, der ruandischen Anästhesie-Schwester, mit der Hans-Jürgen seit Jahren zusammenarbeitet und die vollwertige Fachkraft und Team-Mitglied ist.

Schon am Flughafen hatte uns Dr.Jean Pierre Nkunzimana, der neue Ärztliche Direktor des Mururnda-Hospitals abgeholt. Schon auf der Fahrt nach Kibuye zeigte sich, dass er in ganz anderer Weise zugänglich ist als sein Vorgänger. Dieser Eindruck bestätigte sich dann in den Tagen der Zusammenarbeit in Murunda. Einen Tag verbrachte er mit uns im OP und äußerte von sich aus den Wunsch, an einer der großen OPs aktiv teilnehmen zu können, zu assistieren.

Im OP standen uns uneingeschränkt die beiden seit langem in Murunda tätigen OP-Schwestern Primitive und Claire zur Verfügung, standen oft auch „mit am Tisch“. Dr. Patrick ist neuer und junger Assistenzarzt in Murunda, stets wach, interessiert, talentiert und informiert. Dr.Bosco, 2019 schon in Murunda, ist nach einem UN-Einsatz zurück in Murunda. Große Freude bereiteten mir Dr. Theo und Dr.Eric, mit denen wir in Murunda in früheren Jahren zusammengearbeitet haben, die an ihren jetzigen Arbeitsstellen Urlaub nahmen, um mit uns zu operieren. Unser Bemühen, stets heimische Kräfte bei unseren Einsätzen aktiv mit einzubeziehen, zeigen Früchte. Kleinere und mittlere Verbrennungen z.B. werden von ihnen selbständig versorgt. Unseres Wissens ist Murunda das einzige Krankenhaus in Ruanda, in dem dies geschieht, ein Dermatom nebst Zubehör ist vor Ort.

So operierten wir an den wenigen OP-Tagen 11 Patienten mit z.T. großen Hautdefekten nach Verbrennungen, versorgten mehrere querschnittsgelähmte Patienten mit Druck-Liege-Gschwüren (Dekubitalulzera)mit Muskellappenplastiken.

Am Freitag stand das Gespräch bei Bischof Anaclet an. Er empfing uns pünktlich, war bestens vorbereitet, äußerst freundlich und optimistisch bezüglich unserer weiteren gemeinsamen Bemühungen um die Verbesserung der Situation der ländlichen, armen Bevölkerung des Rutsirodistricts eingestellt. Für mich war unübersehbar der neue, positive Geist durch Einstellung des neuen ärztlichen Direktors, der wie auch Father Elie an diesem Gespräch teilnahm. Alle Verantwortlichen des Murunda-Hospitals zeigten sich in hohem Maße erfreut, dass ich aus dem Ministerium immerhin die klare Aussage mitbrachte, dass wir in Murunda sehr willkommene Gäste sind und auch Spalt-Chirurgie sehr befürwortet wird.

Ein kurzer, arbeitsintensiver, letztlich optimistisch stimmender Einsatz mit unterschiedlichen Schwerpunkten– unser 19. dort. Fest eingeplant sind für das nächste Jahr unser Einsatz im November, dann wieder volle zwei Wochen allein zum Operieren, hoffentlich ein weiterer Einsatz des Spalt-Chirurgen-Teams um Michael Bergermann. Außer uns sind zwei belgische Organsiationen in Murunda aktiv, die sich um Geburtshilfe bzw. Allgemeinchirurgie kümmern.

Arnulf Lehmköster

Teilnehmer:

Tobias Ostendarp, Elektroniker
Thorsten Huhn, Installateur
Petra Wansing, OP-Schwester
Francine Mujawamaryia, Anästhesie-Schwester
Dr.Hans-Jürgen Rapp, Anästhesist
Dr.Arnulf Lehmköster, Plastischer Chirurg und Teamleiter