Dies war nicht nur der erste Einsatz nach der Covid-Pandemie sondern auch das 30-jährige Jubiläum der Einsätze in Coroatá.

Für mich war es der erste Auslandseinsatz, den ich mit viel Freude und gleichzeitig Aufregung antrat.

Nach einer langen Anreise im kleinen Dorf Coroatá angekommen, wurden wir direkt mit einem Stromausfall aufgrund sintflutartiger Regenfälle empfangen. Es war ein Wiedersehen voller Emotionen und gespannter Erwartungen auf die nächsten Tage. Nach der langen Auszeit waren die Geräte nicht in Betrieb und es war ungewiss, ob alles in Stand gehalten werden konnte.

Hier zeigten sich die Spuren der langen Pause, sodass wir aufgrund von Defekten letztendlich ohne Perfusoren die Narkosen durchführen mussten.

Generell zeigte sich ein deutlicher Bedarf einer Instandsetzung bzw. Erneuerung vieler Geräte. Glücklicherweise konnten wir am Folgetag die Stromversorgung wiederherstellen

und die Sterilisatoren liefen auf Hochtouren. Während die Schwestern fleißig alle Vorbereitungen trafen, fingen wir mit der Patientenselektion an.

Viele der Patienten warten schon seit Anfang der Pandemie auf unsere Ankunft und die Möglichkeit einer Operation und haben teilweise Strecken von über 500 km zurückgelegt um nach Coroatá zu gelangen. Dank der großartigen Hilfe der Schwestern wurden die Patienten aus dem ganzen Land über Radio und Buschfunk akquiriert.

Unser Team bestand aus einem deutschen und einem brasilianischen Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, einem Plastischen Chirurgen, zwei Assistenten und zwei Anästhesisten mit einer Anästhesieschwester und einer Krankenschwester aus Deutschland. Gearbeitet wurde an zwei Tischen in wechselnden Teams. Zur Stärkung wurden wir ganztags mit den brasilianischen Kochkünsten beglückt. Am Abend reichte unserer Energie lediglich noch für ein gemeinsames Getränk in der Hängematte bei unterhaltsamen Gesprächen.

Trotz der anfänglichen Turbulenzen und zwischenzeitlichen Ausfälle mehrerer Geräte wirkte das Team von Anfang an eingespielt und wusste mit jedem Problem umzugehen.  Jeden Tag konnten wir nicht nur die große Dankbarkeit der Patienten und der Angehörigen, sondern auch der Einwohner und Schwestern erfahren. Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit der Spaltoperationen in Brasilien. Die Patienten berichteten, dass man in Brasilien teilweise mehrere Jahre auf eine Operation warten muss und diese meist nicht bezahlbar ist. Unsere Arbeit ist so wichtig und verbessert die Lebensqualität der Patienten insbesondere der Kinder enorm.

Aus medizinischer Sicht waren die Krankheitsbilder und die Ausprägung sehr spannend und lehrreich, da man diese in Deutschland nur selten zu Gesicht bekommt. Außerdem habe ich gelernt, wie man mit wenig Material, wenig Technik zurechtkommen kann. Beeindruckend war außerdem, wie schnell wir uns als Team, obwohl sich viele vorher nicht kannten, zurechtgefunden haben und die Zusammenarbeit stets harmonisch und reibungslos war.

Dankbar, glücklich und auch etwas nachdenklich saßen wir nach 10 Tagen erfolgreicher und intensiver Arbeit im Flugzeug auf dem Rückweg nach Deutschland bereits mit Plänen für den nächsten Einsatz.

 

Katharina Geisenhainer, Greifswald

 

TEAM:

Dr. Stefan Hessenberger, MKG-Chirurg, Teamleitung

Dr. Herbert Bauer, Anästhesist

Dr. Stephan Eberbach, Anästhesist

Dr. Alexandre Meireles Borba , MKG-Chirurg                       

Dr. Truong Quang Vu Phan,  Plastischer Chirurg

Agnieszka Saletzki , Anästhesieschwester                             

Katharina Geisenhainer, Ärztin         

Clara-Bianca Nägele, Krankenschwester