In den nächsten Tagen startet wieder der erste Interplast-Hilfseinsatz nach Ausbruch der Corona-Krise. Als Pilot-Einsatz wird ein pensionierter Orthopäde in das Krankenhaus nach Puma in Tansania reisen, wo Interplast seit Jahren in einer armen Region die medizinische Versorgung intensiv unterstützt. Im Vorfeld wurden alle bürokratischen Hürden geschultert und die hygienischen Auflagen erfüllt. Dennoch bleibt es abzuwarten, wie sich die Bedingungen für den deutschen Arzt vor Ort gestalten werden. Unzählige Patienten warten, aber auch hier gilt es, die äußerst sinnvolle Arbeit mit Abstandsregeln zu meistern. Nach seiner Rückkehr ist eine 2 wöchige Quarantäne in Deutschland eingeplant.
Auch während der letzten Wochen war die Interplast Sektion Bad Kreuznach sehr aktiv. Die Schreckensmeldungen aus Indien hatten uns sofort alarmiert, unseren beiden christlichen Hospitäler in Maharastra und Tamil Nadu finanziell zu helfen, da ihnen durch die behördlichen Auflagen der Zusammenbruch drohte. Jetzt erreichte uns ein bewegender Bericht mit Bildern, der die soziale Situation der armen Bevölkerung in der ländlichen Region schildert. Die verzweifelten Menschen sind voll Dankbarkeit über die Hilfe, die wir ihnen durch unsere Spenden ermöglichen.
Das letzte kreuznacher Team mit dem Arztehepaar Borsche war erst im Februar in Indien gewesen. Wir konnten wieder vielen Patienten durch plastisch-chirurgische Operationen zu einer neuen Lebensqualität verhelfen. Damals ahnten wir aber noch nicht, dass bald der gesamte Flugverkehr wegen der Corona-Krise eingestellt werden wird. Dank regelmäßiger E-Mail-Kontakte sind wir über die aktuelle Situation vor Ort informiert und werden weiter Unterstützung leisten.
Außerdem unterstützen wir die Ruanda Stiftung um Elisabeth Eminger: Einen Hilferuf der Gesundheitsstation in Birambo zur Bewältigung der Corona-Krise konnten wir sofort beantworten und dringende Investitionen zur Basishygiene finanziell ermöglichen. Schwester Gélin Subika bedankte sich herzlich für unsere großzügige, zielgerichtete Spende.
Ein weiteres Hilfsprojekt benötigte unsere Aufmerksamkeit. Durch Vermittlung der Hilfsorganisation „Kinder brauchen uns“ erfuhren wir von der Not im Kinderkrankenhaus in Kabul in Afghanistan. Wir erhielten eine Liste von 20 notwendigen Medikamenten, Instrumenten und Materialien, die sie dringend vor Ort kaufen müssten, um ihre kranken und verletzten Kinder weiter behandeln zu können. Auch hier haben wir sofort geholfen, weil wir wissen, dass unser Geld direkt an die richtige Stelle gelangt und nicht in unsicheren Kanälen versickert.
Voll Spannung erwarten wir die Entwicklung unserer Welt nach der Corona-Krise. Während es uns in Deutschland ja erfreulicherweise medizinisch erstaunlich gut gegangen ist, sind auch bei uns die längerfristigen sozialen und ökonomischen Folgen noch nicht absehbar. In den Entwicklungsländern wirkt die Krise aber in jedem Fall als Katalysator für soziale Ungleichheit und zeigt die medizinische Unterversorgung in eklatanter Weise. Allein eine Impfung wird hier nicht Abhilfe schaffen können. Für Interplast gilt es weiterhin durch partnerschaftliche Kooperationen vor Ort medizinische Hilfe zu leisten und durch persönliches Engagement zu signalisieren, dass uns auch diese Menschen nicht gleichgültig sind. Diese Solidarität ist in unserer Zeit ein wichtiges Zeichen der Gesunden für die Kranken, der Starken für die Schwachen und der Reichen für die Armen.
André Borsche