Interplast-Einsatz in Bo,Sierra Leone vom 22.10. – 06.11.2023

Vorbemerkung: Im Anschluß an den Sichelzelleinsatz (s. gesonderter Bericht) fand vor Anreise des restlichen Interplast-Teams am 20.10.2023 auf Einladung des Chief Medical Officers (CMO Dr. Kenneh) ein Treffen im

Gesundheitsministerium in der Hauptstadt Freetown statt. Anwesend war auch der Leiter des nationalen Klumpfussprojektes, Ismail Kebbie, sowie der Leiter des Referates für nicht übertragbare Erkrankungen Dr. Saghidi Sesay. Der CMO bekräftigte die Bedeutung, die dem seit Jahren betriebenen Klumpfussprojekt politisch beigemessen wird und daß eine Fortsetzung des Projektes von seiten der Regierung sehr gewünscht werde. Ich betonte, dass die Ausbildung einheimischer Chirurgen für die Nachhaltigkeit des Projektes unerlässlich sei. Ab 2024 sollen entsprechende Pläne umgesetzt werden.

Das Ministerium hatte für den jetzigen Interplasteinsatz, bei dem die Klumpfussoperationen ein Schwerpunkt waren, seine Unterstützung für den Einsatz, sowie die Selektion der Patienten, die Vorbehandlung nach Ponsetti und die postoperative Nachbehandlung zugesagt. Das Ministerium stellte für den Einsatz einen Bus mit Fahrer, kümmerte sich um die Visaerteilung, die damit für uns kostenlos war und organisierte die Vorstellung beim Medical Council für die Erteilung der Arbeitsvisa der Ärzte des Teams. Insbesondere war hilfreich, dass der Leiter des Klumpfussprojektes Ismail Kebbie während des ganzen Einsatzes unterstützend vor Ort war.

Am 22.10.2023 trat  das restliche 9- köpfige Team  und der begleitende Filmer in Brüssel die Flugreise nach Freetown in eines der ärmsten Länder der Erde an. Nach einer Übernachtung fuhren wir mit dem Bus zum  Medical Board, erledigten die Formalitäten und fuhren dann weiter bis zur 270 km entfernten 200 000 Einwohner zählenden Kreisstadt Bo im Osten Sierra Leones.

Die Unterbringung erfolgte in einem Hotel eines Freundes des Teamleiters, bekocht wurden wir excellent von dessen Tante.

Am 24.10. besuchten wir das Regierungskrankenhaus im Zentrum der Stadt, wurden durch den ärztlichen Direktor Dr. Kake, die Pflegedienstleitung und nochmal durch Ismail Kebbie herzlich begrüßt. Es stand uns ein großer klimatisierter OP-Saal mit 2 Tischen für die orthopädischen und plastischen Operationen  zur Verfügung. Unsere mitgebrachten Siebe wurden sterilisiert, es zeigte sich jedoch, dass keine tatsächliche Sterilität mit diesem verwendeten Sterilisator erreicht werden konnte (zu niedrige Temperatur, zu niedriger Druck, kein Farbumsschlag der Indikatoren). So war offensichtlich vor Ort seit Jahren mit unsterilen Sieben gearbeitet worden ohne das ( auch aufgrund von Unkenntnis) es jemand  aufgefallen war. Dank des Engagements von Mr. Kebbie und unserer beiden Schwestern wurde dann innerhalb von 2 Tagen ein anderer großer Autoklav installiert und mit fachlicher Videounterstützung aus Deutschland in Betrieb genommen, so dass wir am 27. 10. mit unseren Operationen beginnen konnten und auch wegen des dreitägigen  Nichtoperierens nun das komplette Wochenende operierten.

Es wurden insgesamt 29 Klumpfussoperationen und 13 plastische Operationen durch das Interplastteam in Narkose, Sedierung oder Katheteranästhesie durchgeführt. Der Verlauf des Einsatzes war dann unkompliziert, kleinere Verbesserungen wurden mit dem ärztlichen Direktor, Mr. Kebbie und Pflegedienstleitung für die Zukunft besprochen. Insgesamt halten wir das Krankenhaus, welches erstmalig von Interplast angefahren wurde, für weitere Einsätze geeignet. Hervorzuheben ist die sehr gute pflegerische Betreuung unserer Patienten auf den Stationen.

Komplikationen haben wir während des Einsatzes nicht gesehen, insbesondere auch keine Infektionen.

Der Abschied war herzlich und die Rückreise problemlos. Ein Teil des Teams mußte allerdings berufsbedingt 1 Tag früher abreisen.Danksagung:

Unser grosser Dank gilt zunächst allen Mitgliedern des Teams für ihren unermüdlichen Einsatz und die sehr nette Stimmung  trotz des frustrierenden Beginns.

Der besondere Dank gilt weiterhin Andre Borsche und der Sektion Bad Kreuznach für die materielle Unterstützung des Einsatzes , vor allem auch Camilla Völpel.

Weiterhin gilt unser herzlicher Dank der Sektion Seligenstadt von Pro Interplast für die großzügige und prompte Unterstützung.

Wir danken besonders auch Amadeus Erding für die technische Unterstützung und nicht zuletzt den Mitarbeitern des Gesundheitsministeriums (Ismail Kebbie, Bindi Saffa und Jerry sowie unserem Fahrer Maxim) für den großen Einsatz. Die Hilfsorganisation Bigshoe hat ebenfalls Unterstützung für die operierten Kinder zugesagt.

Fritjof Schmidt-Hoensdorf für das Team

Bild 1:

v. li.: Gabriele de la Rosee, Anästhesie; Fritjof Schmidt-Hoensdorf, Teamleiter, Orthopäde; Aniko’ Fuchs, OP-Schwester; Pauline Vieweg, Medizinstudentin; Annemarie Malen, plast. Chirurgin; Hans-Jürgen

Arndt, Orthopäde; Kim Zitzmann, OTA; Katja Fuegener, Anästhesistin; Harri Heiss, Anästhesiepfleger;

Phillipp Rapp, plastischer Chirurg; nicht auf dem Bild Ulf Müller, Kamera-Filmer

Bild 2:

Abschiedsfoto mit einheimischen Mitarbeitern, restlichen Teammitgliedern und unseren kleinen Patienten