Murunda/Ruanda-Einsatz Sektion Vreden 04.-18.11.2023

Teilnehmer:

Tobias Ostendarp, Elektroniker; Thorsten Huhn, Installateur; Silvia Geling, OP-Schwester; Ursula Schoppen-Beeke, Anästhesie-Schwester; Dr.Madeleine Hösel, Anästhesistin; Prof. Dr. Patrick Jaminet, Plastischer Chirurg; Dr.Arnulf Lehmköster, Plastischer Chirurg und Teamleiter

 

Die Vorbereitungen waren umfangreich, die Anreise verlief ohne jegliche Probleme. In Kigali trat Francine, Bachelor-Nurse Anästhesie aus Ruanda, die uns seit ca. 10 Jahren begleitet, dem Team bei. In Kibuye Mittagessen mit herrlichem Blick über den Kivu-See, dann Einrichten in unserem Gästehaus „Home Vreden“ in Murunda – und los gings:

Gerätewartung durch unsere Techniker, Vorbereitung der Narkosegeräte durchs Narkoseteam und Sichten der in großer Zahl angereisten Patienten durch die Plastiker.  Unsere ruandischen Partner waren trotz des Sonntages alle päsent: die OP-Schwestern Claire und Primitive, Dr. Bosco und Dr. Jean Pierre, die auch die Positionen der ärztlichen Direktoren bekleiden.

In Murunda sind es in erster Linie chronische kindliche Knocheneiterungen, die uns vorgestellt werden, frische und ältere Verbrennungen, Hautdefekte unterschiedlichster Ursache. Typisch sind auch die sog. Verbrennungskontrakturen, die entstehen, wenn frische Verbrennungswunden nicht durch Hauttransplantate gedeckt werden und zu z.T. massiven Bewegungseinschränkungen führen. Das Thema: „vernachlässigte Wunden“, welches mich vor knapp 20 Jahren erstmals nach Ruanda führte, ist also nach wie vor präsent. Inzwischen sind es 24 Einsätze der Sektion Vreden in Ruanda.

Am Montagmorgen begannen wir mit den Operationen und beendeten diese nach 10 Tagen am Mittwochabend. 43 große Operationen wurden an den 8 OP-Tagen durchgeführt: Reinigen der infizierten Knochen mit Entfernung toten Knochengewebes (Sequestrektomie) mit Einlegen von Antibiotikaträgern, Hautverpflanzungen, Vollhaut und Spalthaut; Muslkellappenplastiken u.a.  Bei allen Operationen waren die Teams gemischt, d.h. aus einheimischen Kräften und Interplast-Teammitgliedern bestehend. Die drei „Murunda-Neulinge“ arbeiteten sich rasch und professionell ein – alle drei sind hocherfahrene Spezialisten ihres Gebietes.

Den Samstagnachmittag verbrachten wir am Kivusee, den Sonntag in Kabaya bei meinem Freund Father Theo. Groß war seine Freude über einen finanziellen Grundstock für seine Baumpflanzaktion zur Hangsicherung, den ich im privaten Umfeld gesammelt hatte. Auch in unserem Verein müssen wir uns den Thema Klimawandel stellen, der in Ländern wie Ruanda stärker spürbar ist als bei uns. Im Mai hatte es extrem geregnet, viele Hänge waren abgerutscht, hatten Todesfälle, über 200 in Ruanda, und Zerstörung von Häusern bewirkt. Theo bewirtete uns großzügig und zeigte eine Schule, die dringend der Renovierung bedarf und eine Partnerschule in Deutschland sucht.

Groß war unsere Freude, zwei schwerstverletze Kinder aus Vorjahren, denen es jetzt richtig gut geht, wiederzusehen!

Die gemeinsame Arbeit mit unseren Freunden in Murunda feierten wir beim Abschiedsdinner am Kivusee.

Vieles läuft in Murunda schon richtig gut. Es bedarf keiner langen Anlaufphase mehr, bis die Arbeit auf Hochtouren läuft. Unsere technische Ausstattung dort ist gut, einiges (PV-Anlage) bedarf der Nachbesserung. Den gehobenen Ausbildungsstand unserer ruandischen Partner spüren wir bei der Arbeit, die nach unserer Abfahrt unsere Patienten weiterbetreuen – allein heute bekam ich über 20 Fotos von Verbandswechseln – und z.T. auch selbständig operieren. Die Dankbarkeit unserer Partner und Patienten ist groß. Umso mehr fehlt uns Verständnis für die Regierung des Landes, die kaum Verbesserungen der medizinischen Versorgung in der ländlichen Region erkennen lässt. Kigali, die Hauptstadt, blüht: blitzsauber, keinerlei Müll auf den Straßen, die Polizeiautos: alle von VW, die ja ein Werk in Kigali eröffnet haben. Sehr schöne Fußgängerzone in der Innenstadt, Läden, Märkte… wenn nur der Kontrast zur ländlichen Region – in der wir arbeiten! – nicht so groß wäre….

Der letzte Donnerstag gehörte Verbandswechseln, Logistik im Lager zur Vorbereitung für den nächsten Einsatz, Abschlussvisite. Dann hieß es wieder Abschiednehmen und Fahrt nach Kigali.

Ach ja: und Francois, „unser“ Koch in der Pfarrhausküche, lässt es sich nicht nehmen, auch nach Eintritt in den Ruhestand für uns zurückzukommen und uns herrlich zu versorgen. Murakose (Danke in Kinyarwanda) Francois!

Murakose auch all unseren Freunden und Helfern des Einsatzes!

Nach Ruanda kommen wir weiterhin immer wieder und gerne zurück.

 

Für das Vredener Interplast-Team

Dr.Arnulf Lehmköster