Bericht über den Einsatz des Teams Interplast Siebengebirge

vom 28.7. bis 13.8.2023 in Puma/Tansania

 

Die Bilder des vierzehn Monate alten Ntenwa bekamen wir schon vor der Abreise aus Deutschland zugeschickt: ein Schwein hatte ihm beide Hände im wahrsten Sinne des Wortes zerfleischt. Gleich am Ankunftstag mussten wir ein ausgedehntes Debridement beider Hände durchführen und dabei drei nekrotische Finger entfernen. Die übrigen Strukturen beider Hände konnten wir in mehreren Sitzungen soweit vorbereiten, dass sie in der zweiten Woche mit Spalthaut gedeckt werden konnten; kurz vor der Abreise konnten wir uns vom Einheilen der transplantierten Haut überzeugen.

Für meine Frau und mich war es der 33.Einsatz in Puma, für die drei übrigen Teammitglieder war es der erste Kontakt mit der uns ans Herz gewachsenen Missionsstation mit dem inzwischen landesweit bekannten Schwerpunktkrankenhaus für Rekonstruktiv-plastische Chirurgie:

 Aniko Fuchs, OP-Schwester aus Kaiserslautern hatte sich schon vielfach bei anderen Einsätzen in den anderen von uns betreuten Krankenhäusern in Malawi bewährt, sie wollte nun endlich auch einmal das vielbesungene Puma kennenlernen.

Harry Fuchs,ihr Gatte und promovierter Physiker, Gymnasialdirektor und ausgebildeter Elektriker konnte sich erfolgreich von früh bis Abend den liegengebliebenen handwerklichen Arbeiten im OP und auf den Krankenstationen widmen: den C-Bogen wieder fahrfähig machen, die Elektro- und PC-Anlagen auf Vordermann bringen, unendliche Mengen an Türschlössern und Sanitäranlagen sowie die OP-Lampen reparieren.

Wieder kam die Erkenntnis durch, dass bei den Krankenhäusern, die wir regelmässig besuchen, eigentlich auch immer ein Techniker dabeisein müsste.

Luisa Fuchs vom Jungen Forum von Interplast konnte es trotz ihres erst einjährigen Kleinkindes ermöglichen, mit uns ihre erste Interplast-Luft zu schnuppern. Als neue Beauftragte für die Home-Page von Interplast konnten wir sie gewinnen, nunmehr auch für Krankenhaus, Mission und Schulen in Puma eine Website zu konstruieren, ein seit Langem gehegter Wunsch unserer Gastgeber.

Unsere seit Jahren mit uns zusammenarbeitenden Ärzte Dr. Mabula und Joelly hatten uns schon im Vorfeld zahlreiche Fotos von anstehenden Patienten geschickt und darüber hinaus reichlich weitere Fälle gesammelt:

Der siebzehnjährige Hirtenjunge Abdoni kam aus dem fernen Mwanza, wegen seiner Entstellung war er nie in die Schule gegangen und konnte am gesellschaftlichen Leben praktisch nicht teilnehmen. Wir konnten in einer vielstündigen Operation den riesigen Gesichtstumor zumindest deutlich verkleinern. 

Bei den Kindern Neema und Fatma bestanden nach Verbrennungen ausgedehnte Kontrakturen an mehreren Gelenken, die wir durch mehrere plastische Operationen beseitigen konnten.

Nuru und Ester waren zwei Junge Frauen, die durch Unfälle ein Bein verloren hatten. Durch eine kurzfristig angesetzte Spendenaktion in der Heimat konnten wir die Kosten für die notwendige Prothesenbehandlung zusammenbekommen und den mittellosen Frauen ein lebenswerteres Leben ermöglichen. 

Bei dem dreijährigen Clavari hatte sich seit der Geburt ein dermaßen ausgeprägtes X-Bein entwickelt, daß er kaum laufen konnte. Wir konnten eine Operation zur Begradigung der Beinachsen durchführen.

Überhaupt gab es zahlreiche veraltete Unfallpatienten, deren Knochen nicht zusammenwachsen wollten, oder die an Knochenentzündungen und Weichteildefekten litten. Hier mussten wir mit rekonstruktiv plastischen Eingriffen wie Lappen- oder Knochenverpflanzungen für bessere Heilungsbedingungen sorgen.

Nur Jovin wartet noch auf Hilfe, bei ihm liegt ein Marknagel am Unterschenkel nach kompliziertem Beinbruch langstreckig frei, er wartet noch auf unseren Kollegen aus Oberbayern, der ihm einen freien Haut-Knochen Lappen einsetzen soll. (Abb 6)

Neben den über 40 komplizierten Operationen konnten wir uns auch um andere Probleme kümmern: Die Solaranlage in der Außenstation Gehandu hatte ihre Funktion aufgegeben. Eine Videokonferenz mit unserem Elektromeister Thomas Jäger in der Heimat konnte zur Problemlösung beitragen.

Am elektronischen Datenverarbeitungssystem funktionierte die Übertragung der Röntgenbilder nicht mehr, auch hier half eine Videokonferenz mit unserem IT-Experten Heribert.

Eine weitere Videokonferenz fand mit „unserer“ Gynäkologin Anita Gharbian statt, sie konnte vom fernen Südkorea aus in einem gynäkologischen Notfall beraten.

Neue Pläne für den Umbau und Renovierung des OPs und der Krankenstationen wurden mit unseren Gastgebern entworfen. Die Gebäude und ihre Einrichtung wurden vor über 20 Jahren erstellt und bedürfen unbedingt einer zeitgemäßen Anpassung. Hier haben schon die Interplast-Stiftung wie auch der Puma-Kreis Bad Honnef finanzielle Unterstützung signalisiert.

Es geht also weiter in Puma…

Herzlichen Dank auf diesem Wege bei Pro-Interplast-Germany, die die Flugkosten des Teams übernommen haben.

Michael  u. Regina J.Schidelko