*Die aktuelle Corona-Situation in Indien ist katastrophal*   

Seit gut einem Jahr hält uns dieser kleine Virus nun in Atem – oder nimmt uns den Atem, nicht nur hier in Deutschland, sondern weltweit und damit auch an unserem Projektstandorten in Indien. 

Im Moment rollt auf die Menschen dort die zweite Welle zu. Die erste Welle war im Vergleich zur zweiten sanfter und hat in Indien hauptsächlich die großen Städte betroffen. Die Menschen in den ländlichen Gebieten sind von der Krankheit selbst ziemlich verschont geblieben und haben in dieser Phase mehr unter den Sekundäreffekten des Lockdowns gelitten. Sie konnten nicht arbeiten und hatten damit auch kein Geld für die tägliche Nahrung. Corona-Erkrankungen waren auf dem Land eher selten.

Die jetzige Welle hat viel höhere Fallzahlen. Die einzelnen Bundesstaaten Indiens sind dabei unterschiedlich betroffen. Die höchsten Zahlen weist Maharashtra – der Bundesstaat, in dem unser Interplast Projekt von Bad Kreuznach liegt – auf. Dort belasten sie enorm die Infrastruktur der Krankenhäuser und des übrigen Gesundheitssektors. Die Krankheitsfälle steigen im Moment sehr stark und betreffen auch die ländlichen Gebiete. Es sind nicht nur die Alten, die von der Krankheit erfasst werden. Die Krankenhäuser sind überfüllt. Zur Behandlung werden zusätzlich Camps errichtet. Impfungen und Medikamente sind kaum verfügbar bzw. werden auf dem Schwarzmarkt zu x-fachen Preisen gehandelt. Ganze Dörfer werden abgeriegelt. Seit Wochen ist Maharashtra im vollständigen Lockdown.

Wir sind weiter in sehr engem Kontakt mit den Menschen vor Ort, suchen nach Möglichkeiten der Unterstützung und setzen unsere Projektaktivitäten so gut es geht fort. Petra Carqueville von dem in Boos gegründeten Verein „love learn live“ koordiniert für uns von Deutschland aus die indischen Kontakte und ist unsere Gewährsfrau, dass unsere Unterstützung an die richtigen Stellen geleitet werden. Sie hat über Jahre das Interplast Team regelmäßig begleitet und einen großen Teil der Logistik übernommen. Wir danken ihr herzlich für ihr selbstloses, ehrenamtliches Engagement.

Vor allem Essenspakete, Hygiene- und Desinfektionsmaterialien, Schutzausrüstungen und vor allem Sauerstoffkonzentratoren werden von Interplast Sektion Bad Kreuznach in Indien finanziert. Bewegende Bilder zeigen uns wie wirksam unsere Hilfe vor Ort ist.

Voll großer Dankbarkeit sind die Ordens-Schwestern des Shevgaon-Hospitals, in dem wir jedes Jahr im Februar unzählige Kinder und bedürftige Menschen operiert hatten.

Sie sehen, dass wir unsere Erfahrung der Stagnation und der Distanz im Moment auch mit Menschen auf anderen Kontinenten teilen. Umso dankbarer sind wir, dass wir einen regen und konstruktiven Kontakt – digital und per Telefon – zu vielen unserer Freunde und „Schützlinge“ in Indien und ganz besonders zu unserem lokalen Projektleiter Fr. Prakaash Raut halten können. Mit ihm beobachten und diskutieren wir regelmäßig die Situation und entscheiden, an welchen Stellen wir gezielt Hilfe zur Verfügung stellen können.

Wir alle leben im Moment mehr oder weniger im Ausnahme-Modus. Ich danke all denen , die trotzdem ihren Blick hinaus in die Welt richten und am Leben der in unserem Hilfs-Projekten eingeschlossenen Menschen in Indien teilnehmen. Wir wollen sie auch weiterhin mit Desinfektionsmaterialien, Sauerstoffkonzentratoren und Medikamente sowie benötigten Essenspaketen unterstützen.

 

Dr. André Borsche

Sektion Bad Kreuznach