Einsatzbericht der Sektion Vreden

Ein bisschen erschöpft aber durchaus gutgelaunt kehrten wir gestern Mittag aus Murunda/Ruanda zurück. Wir, das sind:

  • Thorsten Huhn, Vreden, Techniker
  • Petra Wansing, Borken, OP-Schwester
  • Pavol Stolfa, Dresden, Plastischer Chirurg
  • Hans-Jürgen Rapp, Heidelberg, Anästhesist
  • Elke Te Vrugt, Stadtlohn, Anästhesie-Schwester
  • Arnulf Lehmköster, Bocholt, Plastischer Chirurg und Teamleiter

Seit 2009 fahren wir ein-bis zweimal jährlich in das Bezirkskrankenhaus nach Murunda im Nordwesten Ruandas, jetzt vom 08.-22.11.

Ein erstes Highlight hatten wir schon auf der Anreise nach Murunda: 50 km südlich der Hauptstadt Kigali besuchten wir „Zipline Muhanga“, die zentrale Drohnenstation Ruandas. In der Stunde, in der wir dort waren, starteten und landeten – es war Sonntag – über 40 Drohnen, die Blutkonserven, eilige Medikamente, Impfstoffe usw. auch an die entlegensten Orte Ruandas in Minutenschnelle transportieren. Ein gut funktionierendes System!

In Murunda lief alles wie immer: Bezug unseres Gästehauses, Einrichten des OPs, Vorbereitungen für den ersten OP-Tag… Neu für uns war Jean Paul, der Koch des Pfarrhauses, der uns die nächsten zwei Wochen liebevoll, hygienisch einwandfrei und vielseitig bekochte.

Jean Pierre, der Ärztliche Direktor des Krankenhauses, bewies eine glückliche Hand in der Auswahl des Personals, mit dem wir die nächsten zwei Wochen zusammenarbeiteten. Landouard, OP-Pfleger, hatte schon in unserer Anfangszeit, 2009, mit uns gearbeitet, Dr. Remy, ein junger Arzt, lernte schnell und eifrig. Unserem Anästhesieteam standen Dennis und Asmis zur Seite, zusammen mit Francoise, der ruandischen Anästhesie-Schwester, die seit 7 Jahren bei jedem Einsatz dabei ist, waren auch sie ein starkes Team, sodass Hans-Jürgen genügend Zeit blieb für Wartungen seiner Geräte.

Das hatten wir noch nicht erlebt, dass der Ärztliche Direktor selbst jeden Tag mit uns arbeitete. Er übernahm die Vorsichtung der wieder in Scharen angereisten Patienten, sodass wir rasch die OP-Pläne für die nächsten 10 OP-Tage geschrieben hatten. Vor allem konnten wir die operieren, die auch nach Ansicht unserer Partner vor Ort Vorrang hatten: chronische Wunden, Kontrakturen nach Verbrennungen, große Weichteiltumoren der Körperoberfläche und vor allem, ca. 20, chronische Knocheneiterungen, meist seit Kindheit bestehend, teilweise vielfach voroperiert. Auch am Samstag und Sonntag fand je eine große Operation statt.

Der neue Gesundheitsminister Ruandas, Dr.Sabin Nsanzimana, Arzt, aus Murunda stammend, hatte sich kurz vor unserem Einsatz unser Chirurgiegebäude angesehen und bat mich zum Gespräch in Kigali. Auch das für mich ein Novum: ein pünktlicher Minister, freundlich, der sich Zeit nahm. So habe ich die Hoffnung, dass der Ausbildungsplan Verbrennungschirurgie, Osteitiden und auch Spaltchirurgie nun greifen wird. Dass auch die Spaltchirurgie, die Michael Bergermann mit seinem Team in Murunda ja bereits begonnen hatte, dann aber angeblich nur noch in der Hauptstadt durchgeführt werden durfte, nun wieder in Murunda stattfindet, das wolle der Gesundheitsminister persönlich initiieren.

Klimaschutz und Verbrennungsschutz: schon im Frühjahr waren die ersten Kochöfen (cookstoves) der Bevölkerung Murundas zur Verfügung gestellt worden. An der Übergabe weiterer 300 Öfen nahmen wir am Samstagvormittag teil: die Handhabung der Öfen wurde von einem Vertreter der ruandischen NGO Safer Rwanda, die die Öfen herstellen, vorgestellt. Schülerinnen der benachbarten Secondary School führten in landestypischer Tracht traditionelle Tänze auf. Für alle Anwesenden, insbesondere für unser Team, eine bewegende Zeremonie der Dankbarkeit. 80% an Brennmaterial sparen diese Öfen ein, verhindern offenes Feuer und somit schwere Verbrennungen. Schon liegt die Anfrage für weiter Öfen vor. Nebst allem Zubehör, u.a. Töpfe, kostet ein Ofen unter € 30,-

Francine hatte für uns in Kigali einen Händler für medizinische Verbrauchsgüter ausfindig gemacht, den wir am Abreisetag in Kigali besuchten. Wir stehen mit ihm im Kontakt und wollen in Zukunft so viele Verbrauchsmaterialien wie möglich im Lande kaufen.

Es war ein arbeitsreicher Einsatz mit 43 großen Operationen, reibungsloser Zusammenarbeit mit den Kräften vor Ort. Hoffnung gibt der neue Gesundheitsminister.

Ein angenehmer Farewell-Abend mit allen Mitarbeitern, Aufenthalt am Kivusee am Wochenende, Besuch des Genozid-Museums in Kigali für einige rundeten den Einsatz ab.

Arnulf Lehmköster

Bocholt, 23. November 2025