Durch Vermittlung des Bischofs von Karonga wurde im Jahre 2016 in seiner Diozöse der erste Interplast-Einsatz in den Krankenhäusern Karonga und Chitipa durch das Team der Sektion Siebengebirge (Leitung Michael Schidelko) durchgeführt. Innerhalb kurzer Zeit ergab sich auch durch Zusammenarbeit mit dem schweizer Ehepaar Prof.Hangartner ein intensives Projekt.
Seitdem kamen in den letzten dreieinhalb Jahren bereits 14 Teams von Interplast-Germany in den Norden Malawis. Die Zusammenarbeit mit den beiden Krankenhäusern in Chitipa und Kaseye entwickelt sich stetig weiter. Geplant ist, an dem Standort in Kaseye eine Interplast-eigene Op-Station zu errichten, diese ist derzeit im Bau uns wird in Kürze fertig sein.
So sind bereits 3 Container mit medizinischem Material aus Deutschland eingetroffen, zwei weitere sind unterwegs.
Nach dem Team von Dr. Werner Wagner im Februar 2019 war bereits im April das 2. Team in 2019 von Dr. Joachim Gröschel, Anästhesist aus der BG Klinik Ludwigshafen mit
Dr. Cornelia Leszinski, Allgemeinchirurgin und Chefärztin aus dem St. Vincentius Krankenhaus in Speyer, vor Ort. Mit von der Partie waren die OP Schwester Angelika Möhrer und der Anästhesiepfleger Martin Stasius, beide ebenfalls aus der BG Klinik Ludwigshafen.
Die Anreise erfolgte dieses Mal über Addis Abeba, Dar-es-Salaam und Mbeya in Tansania. Von dort musste sich das Team aufteilen. Da das Auto zu klein war fuhr Dr. Leszinski mit einer einheimischen Führerin per Bus und Motorrad weiter in den Norden Malawis, während der Rest des Teams mit dem Gepäck das Auto nahm. Untergebracht waren alle im kleinen Ort Kaseye im Haus eines Schweizer Ehepaars, Thomas und Elisabeth Hangartner. Die beiden bemühen sich seit vielen Jahren um die Entwicklung der Region und den Ausbau des Kaseye Community Hospitals und beherbergen mit großer Herzlichkeit alle Einsatzteams.
Die Operationen werden zurzeit noch im 30 Minuten entfernten Krankenhaus in der Stadt Chitipa durchgeführt. Chitipa hat ca 9.000 Einwohner und das Krankenhaus verfügt über rund 100 Betten sowie 2 OP-Säle, von denen Interplast einen benutzen darf. Die Zusammenarbeit mit den einheimischen Kollegen war dieses Mal optimal. Dank guter Vorbereitungen und Ankündigungen waren bereits am 1. Arbeitstag weit über 30 Patienten zu sehen und der OP-Plan für die 2 Wochen füllte sich rasend schnell.
An Operationen wurden dieses Mal neben einer Reige von Unfällen und Notfällen schwerpunktmässig Eingriffe der Visceralchirurgie durchgeführt. Zahlreiche Patienten konnten für weitere Einsätze rekrutiert werden, für die andere Spezialisten aus Deutschland benötigt werden.
Insgesamt wurden 81 Operationen an 75 Patienten durchgeführt, davon 19 bei Kindern unter 18 Jahren. Neben Vollnarkosen wurden die meisten in Regionalanästhesie versorgt. Entweder in Spinalanästhesie oder mit Plexusanästhesie, wobei hierbei ein mitgebrachtes mobiles Ultraschallgerät eingesetzt wurde. Die Methode konnte den einheimischen Kollegen vermittelt werden, so dass bei Beschaffung eines entsprechenden Geräts dieses Verfahren auch nachhaltig für Operationen an Hand und Arm genutzt werden könnte. Besonders bewährt hat sich die konsequente Nutzung der WHO-Checkliste vor den Operationen. Gut praktikabel war auch die perioperative Antibiotikaprophylaxe mit oralem Amoxiclav 1-2 Stunden vor großen Eingriffen.
Ein besonderes Highlight in der Zusammenarbeit war eine kleine Afterworkparty, die wir mit dem gesamten OP-Personal am Ende eines langen Arbeitstages veranstalteten. Bei malawischer Musik genossen wir Carlsberg Bier und die aus Deutschland mitgebrachte Salami, Schwarzbrot und Schokoladenostereier und pflegten dabei den gemeinsamen Gedankenaustausch.
Nach der anstrengenden Anreise und langen Arbeitstagen in der 1. Arbeitswoche konnten wir uns am Wochenende bei einem Ausflug an den Malawisee und einer Wanderung in die Berge hinter dem Kaseye Krankenhaus erholen. Am Ende der 2 Wochen wurden wir offiziell von der Krankenhausleitung verabschiedet und beide Seiten drückten die Hoffnung aus, die Zusammenarbeit künftig weiter auszubauen. Der nächste Einsatz ist bereits für den September 2019 geplant und die Teams von Dr. Wagner und Dr. Schidelko möchten in diesem Jahr auch noch wiederkommen.
Joachim Gröschel